Einleitung
Während der Countdown für die Lacrosse Europameisterschaft in Amsterdam 2012 auf der Turnierhomepage erst eine Weile läuft, wurde es in der Schweiz bereits im März 2011 Ernst. Aufbauend auf den Erfahrungen aus der Europameisterschaft 2008 in Lahti und der Weltmeisterschaft 2010 in Manchester ist die Schweiz bereit für den nächsten Schritt.
Kaderreduktion
Als im frühen 2011 ein Aufruf an alle Interessenten für die Europameisterschaft 2012 raus ging, meldeten sich rund 80 Spieler. Diese Tatsache zeigt, wie unglaublich schnell Lacrosse in der Schweiz gewachsen ist. 2008 war noch kein Cut notwendig und für die Weltmeisterschaft 2010 wurden fünf Interessenten im Kader nicht berücksichtigt. Während der Vorbereitung für 2012 würden somit 57 Spieler nach und nach aus dem Kader gestrichen, bis dann der endgültige Kader präsentiert wird. Als dann im Oktober der letzte Cut vorgenommen wurde, wurden 23 Spieler und 3 Reservisten selektioniert. Aber jetzt überspringe ich einige Punkte, gehen wir doch nochmals zurück zum März 2011.
Der erste Zusammenzug der Schweizer Nationalmannschaftskandidaten fand auf dem Campus der St. Galler Universität statt, der Heimspielstätte der St. Galler Sunnyboys. Am Kick-off Event wurde die Staff vorgestellt, deren Erwartungen und auch die Kosten sowie Belohnungen für die Vorbereitung. Danach ging es aufs Lacrosse Feld. Auch wenn nicht alle 80 Kandidaten aufgetaucht sind, bekamen dennoch viele Spieler die Chance ihr Können dem Teammanager und der Video-Kamera zu präsentieren. Dies ermöglichte es dem in den USA wohnhaften Head Coach Kee Joe Song erste Eindrücke vom Interessentenfeld zu bekommen.
Der erste Trainingstag fand auf dem Kunstrasen statt und beinhaltete eine Reihe von Drills. Nebst 1on1s, Full Field-Drills und war auch eine längere Spielsequenz Bestandteil, so dass jeder Kandidat seine individuellen Fähigkeiten, Kondition und auch Spielverständnis zeigen konnte. Die Nacht verbrachten dann die meisten in der Zivilschutzanlage. Am zweiten Tag ging es darum die physischen Grenzen der Kandidaten herauszufinden. Unter der Leitung von Whitney Card, die NCAA Lacrosse in Canisius und für Kanadas U19 Mannschaft 2003 gespielt hatte, wurden Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer getestet. Nach einem zweiten Trainingsweekend im Mai, welches ähnlich aufgebaut war wie das Erste, fand die erste Selektion statt und der erweiterte Kader umfasste noch 35 Kandidaten.
Feinschliff an Können und Taktik
Für die Nationalmannschaft stellte das grösste Europäische Feld-Lacrosse Turnier, das Berlin Open, den Höhepunkt dar. So fand im Juni nochmals ein Nati-Zusammenzug, wiederum in St. Gallen, statt. Das Team bereitete sich von Montag bis Donnerstag mit drei US Coaches und einem DI Goalie vor. Dreieinhalb Tage wurden die Kandidaten in NCAA-Manier geschliffen, bis am Donnerstag nach dem Mittagessen ein besonderer Teambuilding Anlass auf dem Programm stand: Eine fast neun stündige Busfahrt von St. Gallen nach Berlin.
Wie immer ist ein solches Turnier eine aussergewöhnliche Erfahrung. Die Schweizer Nati fand sich dabei in der Gruppe A, mit den späteren Finalisten, Global Players und Jizni Mesto, wieder. Das Turnier diente dazu, dass die Spieler die Konzepte und Spielzüge verinnerlichen und anwenden können, welche an den vorherigen Trainingstagen vorgestellt wurden. Ob Spiele gewonnen oder verloren gingen, war daher nur sekundär. Am ersten Tag besiegten die Schweizer knapp das All-Star Team der Deutschen Bundesliga West und kassierten hohe Niederlagen gegen die Global Players und Jizni Mesto aus Tschechien. Aber dies sollten die letzten Niederlagen des Turniers gewesen sein. Von Spiel zu Spiel entwickelten sich die Schweizer weiter und kamen immer besser mit ihrem Spielsystem klar. Auch innerhalb des Teams tag sich einiges, was zu weiteren Siegen führte. Nicht zu vergessen ist dabei die Unterstützung, die die Schweizer Spieler vom Team Nando (GB) erhielten.
Fünf Tage Lacrosse am Stück waren ein guter Input für die neuen Spieler der Nationalmannschaft und eine Erinnerung an die Veteranen, dass zehn Spieltage am Stück, wie es an Europa- oder Weltmeisterschaften üblich ist, dem Körper und Geist einiges abverlangen und sich jeder darauf vorbereiten muss. Mit den Beobachtungen aus den zwei Trainingswochenenden und der Trainingswoche inklusive Berlin Open hatten die Coaches genügend Informationen gesammelt um den finalen Cut zu machen und es waren keine weiteren Selektionen mehr notwendig. So wurde im Oktober folgender Kader präsentiert:
Kader
Hauser Michael | G | Zürich Lions |
Rupp Nico | G | Chur Lacrosse |
Boesinger Thomas | D | Zürich Lions |
Fluehmann Hans | D | Zürich Lions |
Glover Jesse | D | Herzogenbuchsee Iroquois |
Haller Michael | D | Wettingen Wild |
Welti Mike | D | St. Gallen Sunnyboys |
Moser Rafael | D | Wettingen Wild |
Crameri Dino | LSM | Wettingen Wild |
Zweifel Stefan | LSM | Zürich Lions |
Hagnauer Daniel | M | St. Gallen Sunnyboys |
Frei Thierry | M | Wettingen Wild |
Gillmann Jakob | M | St. Gallen Sunnyboys |
Bilgin Ismail | M | Wettingen Wild |
Joho Martin | M | Wettingen Wild |
Kaiser Dominik | M | Zürich Lions |
Schneider Paul | M | Wettingen Wild |
Schoch Ian | M | St. Gallen Sunnyboys |
Troesch Attila | M | Zürich Lions |
Glaesser Fabian | M | St. Gallen Sunnyboys |
Bame Lukas | A | Herzogenbuchsee Iroquois |
Moser Emanuel | A | Wettingen Wild |
Sponagel Philipp | A | Zürich Lions |
Zurkirchen Luis | A | Zürich Lions |
Stutz Felix | A | Zürich Lions |
Schmid Juan | A | Chur Lacrosse |
Weitere Schritte
Mit dem Ende des Jahres 2011 wurden auch die Nati-Termine für 2012 festgelegt. Es werden vier weitere Trainingswochenenden zwischen März und Juni folgen, an denen die Schweizer Auswahl sich vorbereiten wird. Ausserdem wurden eine Reihe von ausländischen Nationalmannschaften und Clubs angeschrieben, ob sie an gemeinsamen Trainings und Freundschaftsspielen interessiert wären. Ebenso werden die Bemühungen weitere Sponsoren zu akquirieren intensiviert. Und ja, natürlich wächst auch der Flow…
Ian Schoch, General Manager Swiss Lacrosse National Men‘s Team